Präzision bei Abrichtfeilen – Wie genau ist genau und warum?
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Unsere Präzisionsabrichtfeilen werden speziell für den Einsatz im Gitarrenbau gefertigt und einzeln geprüft.
Dennoch kommt es gelegentlich vor, dass Kunden Rückfragen zur „Ebenheit“ der Feile haben und der Meinung sind, dass das die aufgrund dessen ein unbefriedigendes Abrichtergebnis haben – häufig nach einem Test mit einem Haarlineal oder einer Metallfläche.
Hier möchten wir einige wichtige Punkte erläutern, auf was es drauf ankommt und um Missverständnisse zu vermeiden.
Jede Abrichtfeile wird einzeln auf Ebenheit geprüft – besonders sorgfältig bei den Modellen für den Gitarrenbau.
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Unser Prüfmaßstab:
- Fehlerhaft ist eine Feile, wenn die Abweichung auf 200 mm Länge mehr als 0,12 mm beträgt (gemessen mit Präzisions-Haarlineal und Fühlerlehre).
- Die meisten Feilen liegen im Bereich von 0,05 mm Abweichung oder darunter.
Bitte messen Sie daher, wenn Sie Zweifel haben, mit einem geeigneten Verfahren und dokumentieren Sie die Ergebnisse (Foto oder Video). Nur so lässt sich objektiv beurteilen, ob ein Werkzeug außerhalb der Toleranz liegt.
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Warum eine absolut gerade Feile nicht nötig ist!
Feilen sind gehärtete Werkzeuge – die Herstellung in dieser Präzision erfordert große Erfahrung.
Doch selbst eine perfekte Ebenheit bedeutet im Gitarrenbau nicht automatisch ein besseres Ergebnis.
Der Grund: Ein Griffbrett – und damit auch die Bundoberflächen – sind nie komplett gerade.
Aus der theoretischen Berechnung und der Praxis ergibt sich nach dem Abrichten eine leicht gekrümmte Linie unter jeder einzelnen Saite, deren tiefster Punkt je nach Mensur, Saitenstärke und Instrumententyp um den 15.-17. Bund liegt.
Typischerweise beträgt diese „Hohlkehle“ etwa 0,8–1 mm. Diese Geometrie ist für optimale Bespielbarkeit notwendig und wird bewusst so angelegt. Jede Saite für sich hat eine etwas unterschiedliche Hohlkehle was dazu führt, dass längs und quer zur Saite keine Gerade Ebene sein kann.
Oft sieht man in Anleitungen, dass mit dem Halsstab das Griffbrett vor dem Abrichten ganz eben gespannt wird und dann abgerichtet. Man geht davon aus, dass dann die Saitenspannung und etwas Nachlassen des Halsstabs die oben beschriebene optimale Kurve erzeugt.
Das tut sie aber leider nicht!
Sehr häufig entsteht ein sogenannter "Hump" - also ein Buckel am Halsübergang in den Korpus (bei St-Style Gitarren gerne zwischen 11-13.Bund) und wenn man dann den "Fall-Off" feilt, passt es.
Merken sie was? Ja, genau - ihre Unzufriedenheit am Abrichtergebnis könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache nicht in der Feile, sondern im Verfahren haben!
Bitte bedenken sie, dass ein gewölbtes Griffbrett einen räumlichen Zylinder darstellt - möglicherweise sogar einen Kegelstumpf wenn sich der Radius über die Länge ändert.
Die Saiten als Linien gedacht verlaufen auf dem Zylinder nicht parallel, sondern vom schmaleren Obersattel (ca. 43mm) zur breiteren (ca. 55mm) Brücke. Alleine das ergibt keine Gerade!
Darüberhinaus verändern sie mit einer (noch so) geraden Feile quer zum Griffbrett den Radius zu kleinen, geraden Segmenten und verändern somit den Griffbrettradius.
Sie kontrollieren den Radius beim Arbeiten? Wie, und mit welcher Toleranz?
Diese Überlegungen führt dazu, dass die Präzisionsanforderungen an eine Abrichtfeile ernst zu nehmende Qualitätsfaktoren sind aber nicht alleinig zählen. Es kann in der Praxis besser sein mit 125mm bzw. 250mm langen und dem Griffbrettradius entsprechenden Schleifklötzen und angeklebtem Schleifleinen darunter die Bundoberkanten abzurichten anstatt mit "möglichst" präzisen Feilen.
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Typische Missverständnisse bei der Prüfung
- „Klappern“ auf einer planen Fläche bedeutet nicht automatisch, dass die Feile unbrauchbar ist.
- Ein kleiner Lichtspalt zwischen Feile und Prüffläche ist normal und innerhalb der Toleranzen.
- Entscheidend ist nicht der Eindruck „es wackelt“, sondern ein konkreter Messwert.
Auch im Gitarrenbau selbst wird die Ebenheit eines Griffbretts oder der Bünde nicht auf Hundertstelmillimeter gemessen – das ist schlicht weder nötig noch praxisgerecht.
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Das richtige Werkzeug für den richtigen Zweck
Für ein Griffbrett mit Radius empfehlen wir Radiusschleifklötze (125 mm oder 250 mm Länge) mit passendem Schleifleinen, um der Griffbrettkrümmung genau zu folgen.
Abrichtfeilen sind dagegen besonders nützlich bei groben Vorarbeiten oder Reparaturen, wenn es darum geht, Unebenheiten gezielt auszugleichen.
Unsere Präzisionsabrichtfeilen erfüllen hohe Qualitätsstandards, die für den Gitarrenbau mehr als ausreichend sind. Eine vermeintliche „Unebenheit“ ist oft kein Fehler, sondern ein normaler und unkritischer Fertigungsspielraum – und hat in den meisten Fällen keinerlei negativen Einfluss auf das Arbeitsergebnis.
Bitte prüfen Sie Ihre Werkzeuge bei Zweifeln mit einer genauen Messmethode und sprechen Sie uns bei Fragen jederzeit an.
Wir helfen gerne weiter.
Sollte es dennoch so sein, dass sie die Feilen von uns nicht verwenden möchten: sprechen sie uns an, wir finden eine Lösung. Denn: Wir möchten, dass Sie mit unseren Werkzeugen zufrieden sind und damit bestmögliche Ergebnisse erzielen.
Rückgabe und Umtausch
- Unbenutzte Werkzeuge nehmen wir selbstverständlich zurück, wenn sie Ihnen nicht gefallen.
- Fabrikationsfehler oder Transportschäden beheben wir durch kostenfreien Umtausch.
- Rücksendekosten: Bei Widerruf und Nichtgefallen trägt der Käufer die Rücksendekosten, bei berechtigter Reklamation übernehmen selbstverständlich wir diese.
